Weltbevölkerung - „8 Milliarden Menschen – 8 Milliarden Chancen“

Am 15. November wird die Weltbevölkerung laut Berechnungen der Vereinten Nationen die Schwelle von acht Milliarden erreicht haben. Hier ist eine Gemeinsame Pressemitteilung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung,  des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) anlässlich des „Tags der 8 Milliarden".

 

8 Milliarden Menschen – 8 Milliarden Chancen

„Eine feministische Entwicklungspolitik ist der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft der
Weltbevölkerung", sagt Dr. Bärbel Kofler, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Laut Berechnungen der Vereinten Nationen hat die Weltbevölkerung die Schwelle von
acht Milliarden erreicht. Damit leben so viele Menschen auf der Erde wie nie zuvor. Doch
die Dynamik hat sich verändert. Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen liegt das Bevölkerungswachstum
unter einem Prozent pro Jahr und wird in Zukunft weiter zurückgehen.
Wie sich die Weltbevölkerung nach der achten Milliarde weiter entwickeln wird, hängt
vor allem von der Entwicklung in Ländern mit einem hohen Bevölkerungswachstum
ab. „Subsahara Afrika wird nach aktuellen Prognosen noch deutlich weiterwachsen. Ein
Großteil des künftigen Wachstums der Weltbevölkerung wird in dieser Region und in
einigen Ländern in Asien stattfinden", so Dr. Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.
Der Höhepunkt der Weltbevölkerung wird mit rund 10,4 Milliarden
Menschen in den 2080er Jahren prognostiziert. Mit einer weiter steigenden globalen
Bevölkerung gehen Chancen, aber auch Herausforderungen einher.
Das Wachstum der Weltbevölkerung mit nachhaltiger Entwicklung in Einklang zu bringen,
ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen für Mensch und Umwelt. „Mehr Menschen
bedeuten dabei nicht zwangsläufig auch einen größeren ökologischen Fußabdruck",
betont Swiaczny. Fast die Hälfte der globalen CO2-Emissionen werden von den zehn
Prozent der Weltbevölkerung mit dem höchsten Einkommen verursacht, während der
Beitrag der ärmsten Hälfte zu vernachlässigen ist. Bei anhaltendem Bevölkerungswachstum
die weitere Steigerung des Index menschlicher Entwicklung vom ökologischen
Fußabdruck zu entkoppeln, ist eine gemeinsame globale Herausforderung.
Die größte Jugendgeneration aller Zeiten
Besondere Bedeutung kommt dabei der Unterstützung von Ländern in Subsahara Afrika
zu, denn dort lebt die größte Jugendgeneration aller Zeiten, 43 Prozent der Bevölkerung
sind jünger als 15 Jahre alt. In diesen jungen Menschen steckt ein großes Potenzial, das,
wie einst in den ostasiatischen Tigerstaaten, zu einer demografischen Dividende und
damit wirtschaftlichem Aufschwung führen könnte. Voraussetzung dafür wäre aber ein
deutlich schnellerer Rückgang der Geburtenraten, als das bislang in den meisten afrikanischen
Staaten südlich der Sahara der Fall ist.
„Fehlende sexuelle Aufklärung, Zugang zu Sekundarbildung für Mädchen und der Mangel
an Verhütungsmitteln führen dazu, dass die Frauen in vielen Regionen sehr viel mehr
Kinder gebären, als sie sich wünschen und vor allem auch versorgen können", erklärt Jan
Kreutzberg, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Gerade in
den benachteiligten Regionen gelten Kinder immer noch als Altersversicherung. Hinzu
kommen traditionell und patriarchalisch geprägte Familienstrukturen, in welchen die
Mädchen auf die Rolle der Mutter reduziert werden und oft schon im Teenageralter
die ersten Kinder bekommen. Spätestens dann werden sie in der Regel von der Schule
ausgeschlossen und die Armutsspirale ist programmiert. Zahlreiche Studien belegen,
dass Mädchen mit Sekundarbildung in der Regel nur noch zwei bis drei Kinder zur Welt
bringen und nicht vier bis fünf, wie es im afrikanischen Durchschnitt immer noch der Fall
ist. „Den Frauen kommt bei der Entwicklung Afrikas eine zentrale Rolle zu", unterstreicht
Kreutzberg. „Sie müssen in die Lage versetzt werden, ihr Leben und ihre Familienplanung

selbst zu bestimmen und die Gesellschaft mit zu gestalten. Denn nur, wenn hier ein Umdenken
stattfindet, gibt es überhaupt die Chance auf eine demografische Dividende."
Investitionen in die Zukunft
„Mit einer gezielten Demografiepolitik und Investitionen in die Gesundheitsversorgung,
Mädchenbildung und Familienplanung können afrikanische Staaten den Bevölkerungswandel
weiter vorantreiben," meint auch Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts
für Bevölkerung und Entwicklung. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich 2,5 Milliarden
Menschen in Afrika leben. „Dies mag dramatisch klingen, doch in den letzten Jahrzehnten
hat sich das Bevölkerungswachstum in Afrika bereits verlangsamt. Länder
wie Äthiopien, Senegal und Tunesien haben große Fortschritte in Sachen Gesundheit,
Bildung und Gleichberechtigung gemacht, was auch dazu geführt hat, die Geburtenrate
zu senken."
Der Aufbau sozialer Grundsicherungssysteme ist eine weitere wichtige bevölkerungspolitische
Maßnahme, die verspricht, die Bedürftigsten aus der Armut zu heben, Fortschritte
bei der Ernährung, Gesundheit und Bildung zu beschleunigen und den demografischen
Wandel voranzutreiben. „Angesichts der großen Jugendgeneration, die jetzt auf den
Arbeitsmarkt strömt, sollten afrikanische Regierungen vor allem Sozialversicherungen für
junge Erwerbstätige stärker in den Blick nehmen", fordert Hinz. Ein Großteil der jungen
Menschen arbeitet im informellen Sektor – ohne jegliche Absicherung. „Ob sie sich bei
Krankheit, Verlust des Jobs oder im Alter absichern können, wird sich nicht nur auf ihre
Zukunftschancen, sondern auch auf ihre Familienplanung auswirken."
Starke Frauen sind der Schlüssel
„Acht Milliarden Menschen sind acht Milliarden Chancen", sagt Dr. Bärbel Kofler, parlamentarische
Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (BMZ). Damit alle ihr Potenzial entfalten und sich für ihre Gesellschaften
einbringen können, brauchten sie Zugang zu Gesundheitsleistungen, Bildung,
Beschäftigung und sozialer Sicherung. Das gelte insbesondere für Frauen und Mädchen,
so Kofler: „Starke und selbstbestimmte Frauen sind der Schlüssel für eine nachhaltige
Entwicklung ganzer Gesellschaften." Aus diesem Grund verfolge das BMZ eine feministische
Entwicklungspolitik und investiere über die bilaterale Initiative „Selbstbestimmte
Familienplanung und Müttergesundheit" im Schnitt 100 Millionen Euro jährlich in die
sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte von Frauen und Mädchen.

Weitere Informationen und Materialien

Informationen des Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: „Sicher durchs Leben -
Wie Systeme der sozialen Sicherung den demografischen Wandel in Subsahara-Afrika beeinflussen"
https://www.berlin-institut.org/studien-analysen/detail/sicher-durchs-leben
Informationen des BMZ zu Feministischer Entwicklungspolitik:
https://www.bmz.de/de/themen/feministische-entwicklungspolitik
und zur Initiative „Selbstbestimmte Familienplanung und Müttergesundheit":
https://www.bmz.de/resource/blob/115604/20e37d09ed0f677ae7a3a9ec46ad2031/sexuelle-undreproduktive-
gesundheit-und-rechte-staerken-data.pdf
Broschüre des BiB zur globalen Bevölkerungsentwicklung:
https://www.bib.bund.de/Publikation/2021/Globale-Bevoelkerungsentwicklung.html
Informationen im DSW Datenreport:
https://www.dsw.org/wp-content/uploads/2021/10/DSW-Datenreport_2021_web.pdf