GPF zu IWF-Sonderziehungsrechten: Deutschland soll Anteil an bedürftige Länder abgeben

IWF verteilt 650 Milliarden US-Dollar an Mitgliedstaaten

Deutschland soll Anteil an bedürftige Länder abgeben    

 

Bonn/Berlin, 23. August 2021

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schüttet heute Sonderziehungsrechte (SZR) im Wert von 650 Milliarden US-Dollar an seine Mitgliedstaaten aus. Es ist die mit Abstand größte Allokation von SZR seit der Gründung des IWF in 1944.

Die Maßnahme des IWF bezweckt, seinen Mitgliedstaaten neue Liquidität zuzuführen und damit die Weltkonjunktur anzukurbeln. Empfängerländer können die neuen Finanzmittel entweder ihren Währungsreserven zuführen, oder in Hartwährungen wie US-Dollar oder Euro umtauschen und für Haushaltszwecke ausgeben. Damit stellen sie besonders für Entwicklungsländer eine willkommene Finanzspritze da.

Bislang sind 90% aller Mittel für Konjunkturpakete in reichen Ländern ausgeben worden. Arme Länder bleiben aus Ressourcenmangel in der Krise, konnten bislang auch den Import von Impfstoffen kaum finanzieren. Die IWF-Ressourcen können das ab heute ändern.

Allerdings wurden sie den IWF-Mitgliedern nach Quote zugeteilt, weshalb reiche Länder größere Anteile an der Allokation bekommen haben als arme. Mehr als die Hälfte der SZR gingen an die wohlhabenden Länder, die keinen Bedarf an ihnen haben. Deutschland wird aus der Allokation knapp 25 Milliarden SZR (30 Milliarden Euro) bekommen, die heute der Deutschen Bundesbank gut geschrieben werden, und von dieser zunächst den Währungsreserven zugeteilt werden.

Bodo Ellmers, Experte für Entwicklungsfinanzierung bei Global Policy Forum Europe, kommentiert: 

„Die Maßnahme des IWF ist die bislang quantitativ bedeutendste Antwort einer internationalen Organisation auf die globale Coronakrise."

„Die IWF Sonderziehungsrechte sind eine willkommene und überfällige Finanzspritze für den globalen Süden. Von Impfkampagnen bis hin zu Konjunkturprogrammen können sie zahlreiche Finanzierungslücken füllen."

„Die Finanzspritze durch den IWF ist ein Beitrag zu mehr Nord-Süd-Gerechtigkeit. Endlich haben auch ärmere Länder mehr Ressourcen, um der Coronakrise entgegen zu treten."

„Reiche Länder müssen ihren Anteil der Sonderziehungsrechte an bedürftigere Länder umverteilen. Es ist völlig inakzeptabel, dass die Bundesbank das 30-Milliarden-Euro-Geschenk vom IWF einfach ungenutzt auf ihren Konten schlummern lassen will."

„Die Hälfte des deutschen Anteils würde ausreichen, um die Finanzierungslücke der UN-Programme für COVID-Impfungen und Tests in Entwicklungsländern für dieses Jahr vollständig zu füllen. Diese Mittel mitten in der Krise nicht einzusetzen heißt, Leben aufs Spiel zu setzen." 
Anmerkungen:

Sonderziehungsrechte sind eine internationalen Reservewährung, die vom IWF herausgegeben wird. Für mehr Informationen, siehe: https://www.imf.org/en/About/FAQ/special-drawing-right

Die Finanzierungslücke des Access to COVID-19 Tools Accelerator liegt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisationen für 2021 noch bei 16,6 Milliarden US-Dollar. Siehe; https://www.who.int/publications/m/item/access-to-covid-19-tools-tracker 

Global Policy Forum Europe gibt in den nächsten Tagen eine Studie heraus, die Möglichkeiten zu Einsatz und Umverteilung der SDR aufzeigt.