Drastischer Rückgang der Einschreibungen ausländischer Studierender

Drastischer Rückgang der Einschreibungen ausländischer Studierender: Abstimmung mit den Füßen – bereits jetzt 43% weniger Einschreibungen
Zum Sommersemester 2017 haben sich an den baden-württembergischen Hochschulen von den zugelassenen ausländischen Studierenden aus Drittstaaten 43% weniger eingeschrieben, obwohl die Einführung von Studiengebühren erst ab dem Wintersemester 2017 ansteht.
„Die Abstimmung mit den Füßen hat bereits eingesetzt und die Rechnung von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer mit Mehreinnahmen in Höhe von bis zu 43 Mio. Euro wird sich als Luftbuchung herausstellen", so Dr. Kambiz Ghawami, Vorsitzender des World University Service (WUS). „Nach den uns vorliegenden Informationen aus den baden-württembergischen Hochschulen ergeben sich bereits jetzt erhebliche Nachteile für den Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg, da es die ausländischen Studierenden aus Drittstaaten vorziehen, statt in Stuttgart, Freiburg, Heidelberg oder Karlsruhe lieber in München, Darmstadt, Aachen, Berlin, Braunschweig oder Hannover zu studieren. Die kritischen Stimmen aus den baden-württembergischen Hochschulen im Anhörungsverfahren wurden von Wissenschaftsministerin Bauer akribisch notiert und ignoriert", so Ghawami weiter.

Auch das von der Baden-Württemberg Stiftung kürzlich beschlossene „Baden-Württemberg-Stipendium" in Höhe von 1 Mio. Euro v. a. für Studierende aus Entwicklungsländern, die in Baden-Württemberg ein oder zwei Auslandssemester absolvieren möchten, ist eine Fehlentscheidung, da hierfür Jahr für Jahr genügend Stipendien aus Bundesmitteln zur Verfügung stehen. Was jedoch fehlt, sind Stipendien für ein Vollstudium für Studierende aus Entwicklungsländern, die es so leider bisher nicht in ausreichender Zahl gibt. Statt eine Dublette zu Bundesprogrammen zu schaffen, wäre es klüger gewesen, den Sachverstand der Hochschulpraktiker in Baden-Württemberg zu nutzen und ein bedarfsgerechtes Stipendienprogramm aufzulegen.

Wenn es ab dem Wintersemester 2017 keine nennenswerten Neueinschreibungen von ausländischen Studierenden aus Drittstaaten in baden-württembergischen Hochschulen geben wird, wird die Rechnung von Wissenschaftsministerin Bauer, Mehreinnahmen zu erzielen, nicht aufgehen, und der immaterielle Schaden für Baden-Württemberg enorm sein.
Wissenschaftsministerin Bauer nötigt die Landtagsabgeordneten in Baden-Württemberg, ihren Gesetzentwurf zu beschließen, getreu dem Motto „Wir wissen nicht, was passiert, aber wir machen es trotzdem."

Wie es treffend zum beabsichtigten Blindflug in den Erläuterungen zu § 20, Absatz 3 des Gesetzes zur Änderung des Landeshochschulgebührengesetzes und anderer Gesetze heißt:
„Baden-Württemberg ist das erste Bundesland, das verbindliche Studiengebühren für Internationale Studierende einführt. Da nicht vorherzusagen ist, welche Konsequenzen dies auf den Anteil und die Zusammensetzung der Internationalen Studierenden künftig haben wird, verpflichtet sich das Wissenschaftsministerium, die Entwicklung genau zu beobachten und die Auswirkungen zu prüfen. Dabei sollen auch insbesondere die entwicklungspolitisch relevanten Studiengänge und die Zusammensetzung der Internationalen Studierendenschaft nach Herkunft und Geschlecht in den Blick genommen werden."