In Teilen Somalias, Nordkenias und Südäthiopiens sind bis zu 90 Prozent der Brunnen vollständig versiegt
Berlin, 22. März 2023. Jeder fünfte Mensch im dürregeplagten Ostafrika - insgesamt 33,5 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia - hat nicht genug sauberes Trinkwasser. Darauf weist die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam anlässlich des Weltwassertages am 22. März hin. Und die Prognosen sehen düster aus: Laut Vorhersagen wird der Regen diesen Mai zum sechsten Mal in Folge ausbleiben. Damit ist die aktuell herrschende Dürre die längste seit Beginn der Aufzeichnungen.
In einigen Gebieten Äthiopiens, Kenias und Somalias sind die Wasserkosten seit Januar 2021 um 400 Prozent in die Höhe geschnellt, so dass für die 22,7 Millionen Menschen, die bereits von akutem Hunger betroffen sind, Wasser unerschwinglich geworden ist.
„Die hungrigsten Menschen in der Region sind auch die durstigsten", so Fati N'Zi-Hassane, Direktorin von Oxfam in Afrika. „Nachdem sie ihre Ernten und auch die Tiere verloren haben, haben die Menschen ihre finanziellen Reserven aufgebraucht. Jetzt müssen sie die Händler bezahlen, die die Wasserpreise ständig erhöhen."
Die seit über zwei Jahren andauernde Dürre hat bereits mehr als 13 Millionen Tiere getötet, Tausende Hektar Ernten verdorren lassen und 1,75 Millionen Menschen auf der Suche nach Wasser und Nahrung aus ihrer Heimat vertrieben.
"Hunderttausende von Menschen sind jetzt auf Wassertransporte angewiesen oder auf Brunnen, die unsicher und verunreinigt sind. Ohne sauberes Wasser sind die Menschen der Gefahr ausgesetzt, sich mit leicht vermeidbaren Krankheiten wie Cholera anzustecken", so N'Zi-Hassane.
Eine schwere Hungersnot konnte in Ländern wie Somalia durch humanitäre Hilfe bislang vermieden werden. Allerdings sind bisher nur 20 Prozent des aktuellen 7-Milliarden-Dollar-Aufrufs der Vereinten Nationen für Äthiopien, Kenia und Somalia finanziert. Das reicht bei weitem nicht aus, um Unterstützung für Millionen von Menschen am Rande des Abgrunds sicher zu stellen.
N'Zi-Hassane betont: "Die Welt darf Ostafrika nicht den Rücken kehren. Ohne eine dringende und umfangreiche Aufstockung der Hilfe werden noch viel mehr Menschen verhungern und verdursten."
Weiter sagt sie: "Die sich verschärfende Hungerkrise in Ostafrika mahnt uns, dass wir neben der humanitären Nothilfe auch langfristige Lösungen brauchen, um die Menschen zu unterstützen, mit den wiederkehrenden Katastrophen fertig zu werden. Die Regierungen der betroffenen Länder müssen diesen Wandel voranbringen, indem sie in den sozialen Schutz und die Wasserinfrastruktur investieren."
Hinweise:
- Die Zahlen für Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene zur Berechnung des Bedarfs stammen aus den Humanitären Reaktionsplänen für Äthiopien und Somalia und dem Dürreaktionsplan für Kenia.
- Zu Bohrlöchern und dem Austrocknen von Wasserquellen siehe (zum Beispiel): Für Äthiopien: "Dawa Zone Rapid Drought Assessment Report", Oktober 2021; für Kenia: OCHA's "Kenya Drought Flash Appeal: October 2021-October 2022" und für Somalia, "Somalia WASH Cluster Humanitarian Dashboard", 9. März 2023
- Quelle Wasserpreis: "Water Crisis In the Horn of Africa" UNICEF Advocacy Brief, veröffentlicht am 22. August 2022. Genaue Angaben zu den Wasserpreisen in Somalia finden Sie in den OCHA-Datensätzen für den humanitären Datenaustausch zu den Wasserpreisen in Somalia. In der Region Bay in Somalia zum Beispiel stiegen die Wasserpreise von 43,90 USD pro 200 Liter im Januar 2021 auf 98,33 USD im Oktober 2022. Quelle:
- IPC5-Zahlen IPC "Somalia: Acute Food Insecurity Situation January - March 2023 and Projection for April - June 2023"
- Oxfam unterstützt Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia unter anderem durch die Bereitstellung von Trinkwasser und schneller und flexibler Bargeldhilfe, die mit längerfristiger Unterstützung einhergeht, damit die Gemeinschaften widerstandsfähiger gegen die Klimakrise werden. Oxfam hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum ersten Quartal 2024 876.000 der am stärksten betroffenen Menschen zu erreichen.
- Die Daten zu den UN-Aufrufen für Kenia, Somalia und Äthiopien stammen vom UNOCHA Financial Tracking Service (Stand: 15. März 2023).