Schwerpunkte sind
sozial-ökologische Transformation, gute Arbeit und
Geschlechtergerechtigkeit
Entwicklungsministerin
Svenja Schulze hat die neue Afrika-Strategie des BMZ
vorgelegt. Die Schwerpunkte des deutschen Engagements mit
den afrikanischen Partnerländern liegen demnach künftig
beim sozial-ökologischen Wandel der Wirtschaft, der
Schaffung guter Arbeit für die rasch wachsende junge
Bevölkerung und der Geschlechtergerechtigkeit. Um eine
größere Wirkung zu erzielen, will das BMZ zudem verstärkt
europäische und multilaterale Hebel nutzen. Die Strategie
gründet auf einem sechsmonatigen Konsultationsprozess mit
europäischen und afrikanischen Vertreter*innen aus
Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und
Jugend.
Schulze: „Afrika wächst
und verändert sich gewaltig. Wie es sich entwickelt, wird
das 21. Jahrhundert prägen – und damit auch Deutschlands und
Europas Zukunft. Wir sprechen in Afrika über die größte
Jugendgeneration aller Zeiten. Etwa die Hälfte der Menschen
in Afrika ist unter 20. Welche Perspektiven diese
Jugendgeneration bekommt, wird mit darüber bestimmen, wie
sie ihre Kraft zum Guten entfalten kann. Es geht also darum,
die Chancen, die mit dieser größten Jugendgeneration
verbunden sind, für nachhaltige Entwicklung zu nutzen. Damit
das gelingt, sind 25 Millionen zusätzliche Jobs in Afrika
nötig – pro Jahr. Es sind Jobs, die den Unterschied machen
zwischen Perspektivlosigkeit, Frust und Instabilität auf der
einen Seite und Entwicklung, Innovation und der Bewältigung
von Krisen auf der anderen Seite. Das
Entwicklungsministerium kann diese Jobs nicht selbst
schaffen. Aber wir können gemeinsam mit Afrika an guten
Grundlagen und Rahmenbedingungen arbeiten.“
Kern der
Afrika-Strategie ist es, Rahmenbedingungen für neue Jobs zu
schaffen, die sozial und ökologisch wirken und zugleich
Frauen stärken. Beispiele dafür sind
Energiewende-Partnerschaften, nachhaltige Infrastruktur, der
Aufbau einer neuen grünen Wasserstoff-Industrie, lokale
Lebensmittelverarbeitung, mehr innerafrikanischer Handel
oder ein besserer Zugang zu Krediten für Frauen. Auch die
Digitalisierung ist ein wichtiger Transformationshebel,
gerade für die junge Generation. Die Afrikapolitik des BMZ
wird damit sozialer, ökologischer und feministischer. Dies
zieht sich quer durch alle sechs Schwerpunktthemen der
Strategie.
Nachhaltige
wirtschaftliche Entwicklung, Beschäftigung und Wohlstand: Ziel ist eine
sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft (Just
Transition), die den Erhalt der Lebensgrundlagen,
wirtschaftlichen Wohlstand, soziale Gerechtigkeit und die
Schaffung guter Arbeitsplätze verbindet.
Überwindung von
Armut und Hunger und Aufbau sozialer Sicherung:
Ziel ist eine
Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme, um die
Ernährungssicherung langfristig zu stärken. Auch der Ausbau
sozialer Sicherungssysteme trägt dazu bei, Armut und
Ungleichheit zu reduzieren und ist damit Grundvoraussetzung
für gute Arbeit und faire Entwicklung.
Gesundheit und
Pandemieprävention:
Ziel ist der
Aufbau robuster Basis-Gesundheitssysteme und Unterstützung
beim Aufbau medizinischer Produktionskapazitäten (besonders
für die Impfstoffproduktion).
Feministische
Entwicklungspolitik und Geschlechtergerechtigkeit: Ziel ist die
Überwindung der Ursachen für Ungleichbehandlung und
Diskriminierung von Frauen und Mädchen sowie die
Verbesserung ihrer Rechte, Repräsentanz und des Zugangs zu
Ressourcen. Auf Frauen zu setzen, ist ein bedeutender Hebel
für gute Entwicklung und neue Jobs. So unterstützt das BMZ
zum Beispiel eine Initiative der Afrikanischen
Entwicklungsbank, die Frauen den Zugang zu Finanzierung
erleichtert und so afrikanische Unternehmerinnen stärkt und
neue Jobs schafft.
Rechtstaatlichkeit,
Demokratie, Menschenrechte und gute Regierungsführung:
Ziel ist die
Stärkung demokratischer Institutionen, leistungsfähiger
Verwaltungen und einer freien Presse als Fundament
widerstandsfähiger Gesellschaften und politischer Teilhabe.
Frieden und
Sicherheit:
Ziel ist der
Abbau von Konfliktursachen und Prävention durch integrierte
Ansätze von humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit
und Friedensförderung. Menschen auf der Flucht werden ebenso
unterstützt wie aufnehmende Gemeinschaften.
Der afrikanische
Kontinent hat heute 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und
Einwohner – bis Mitte des Jahrhunderts könnten es
zweieinhalb sein, ein Viertel der Weltbevölkerung. Zugleich
lassen sich die großen globalen Herausforderungen von der
Bekämpfung des Klimawandels, des Artenverlustes bis hin zu
neuen Pandemien nur gemeinsam bewältigen. Konzepte von
Blockbildung, Abkopplung oder Deglobalisierung sind dafür
nicht geeignet. Das Ziel der neuen BMZ-Strategie ist daher,
gemeinsam mit Afrika globale Strukturpolitik zu machen.
Schulze: „Wir sind gut
beraten, die Nachbarschaft mit Afrika zu pflegen. In der
neuen multipolaren Weltordnung müssen Deutschland und Europa
rechtzeitig die Kompetenz aufbauen, auch über Kontinente
hinweg belastbare Allianzen, Netzwerke und Partnerschaften
zu schließen. Wir brauchen dringend Partner über den Westen
hinaus. Wie wir heute mit dem afrikanischen Kontinent
umgehen, entscheidet mit darüber, wie er morgen mit uns
umgeht. Darum ist die Haltung von Respekt und guter
Nachbarschaft nicht nur moralisch richtig, sondern auch in
unserem Interesse. Wir wissen: Wir sind nicht die einzigen,
die sich in Afrika engagieren. Auch andere haben ihren
Einsatz verstärkt. Deutschland und Europa sollten sich also
darauf konzentrieren, selber attraktive Kooperationsangebote
zu machen.“
Die
Afrika-Strategie finden Sie hier:
https://www.bmz.de/afrika
Die
Pressekonferenz zur Vorstellung der Afrika-Strategie finden
Sie hier:
https://www.bmz.de/afrika-strategie-veranstaltungen
Entwicklungsministerin
Schulze wird die Strategie zudem morgen bei der Tagung
„Gemeinsame Perspektiven: Zusammenarbeit mit Afrika in
Zeiten des Wandels“ im BMZ Berlin diskutieren. Das Programm
finden Sie hier:https://www.bmz.de/afrika-strategie-veranstaltungen . Livestream ab
15 Uhr unter https://us02web.zoom.us/j/84580006949