Digitale Technologien können Zugang zu Land gefährden



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Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist das Thema Digitalisierung aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Und auch auf staatlicher Ebene tut sich viel: so werden in vielen Ländern für die Verwaltung von Landrechten digitale Technologien eingesetzt. Die Befürworter dieser Initiativen versprechen, Betrug und Korruption zu bekämpfen und die oft maroden Landkataster effizienter zu machen.


Nutznießer des Digitalisierungsschubs sind jedoch oft Agro-Unternehmen und große Immobilienentwickler. Benachteiligte Gruppen haben häufig das Nachsehen. Die neue FIAN-StudieDisruption or Déjà Vu? Digitalization, Land and Human Rights" beschreibt die aktuellen Entwicklungen und zeigt menschenrechtliche Risiken bei der Digitalisierung des Landsektors auf. Eine deutsche Zusammenfassung der Studie können Sie hier herunterladen. Die Frankfurter Rundschau hat die Studie heute aufgegriffen.

Entgegen dem Versprechen, die Digitalisierung werde weit verbreitete Probleme wie Korruption und unsichere Grundbesitzverhältnisse beheben, zeigt die Studie, dass digitale Technologien Ungleichheiten im Landsektor erhöhen können und oftmals zu Landgrabbing führen.

Die Frage ist nicht, ob digitale Technologien gut oder schlecht sind. Wenn ihr Einsatz nicht menschenrechtlich eingebettet ist, profitiert nur eine kleine Gruppe mächtiger Unternehmen und Eliten. Ländliche Gemeinden hingegen laufen Gefahr, ihr Land und ihre Existenzgrundlage zu verlieren" (Philip Seufert, Studienautor)

Die Verteilung von Land ist ein Indikator für soziale Ungleichheiten. Unsicherer Zugang zu Land ist eine wichtige Ursache für Armut und Hunger. Doch die im Rahmen der Studie analysierten Projekte zeigen, dass landbezogene Digitalisierungsprozesse vielerorts dazu führen, Land für Finanzinvestitionen attraktiv zu machen. Auch geht Digitalisierung oft mit einer Übertragung von Kompetenzen des Staates auf private Akteure einher.

Es ist inakzeptabel, dass Regierungen und Entwicklungsbanken den Einsatz digitaler Technologien im Landsektor vorantreiben, ohne international akzeptierte Menschenrechtsstandards zu berücksichtigen" (Mathias Pfeifer, Koautor der Studie)

Es bedarf gezielten politischen Handelns, um die strukturellen Ursachen von Diskriminierung und Ungleichheit zu überwinden. Digitale Technologien müssen in den Dienst einer menschenrechtsbasierten Entwicklungspolitik gestellt werden, welche die Bedürfnisse von ländlichen Gemeinden und marginalisierten Bevölkerungsgruppen priorisiert. 

FIAN Deutschland e.V.


WEBSEMINARE - TERMINE

18. Februar:

Online-Workshop: Wasser - knappe Ressource und Menschenrecht

24. Februar: 

Landwirtschaft ? Gefahr und Lösung - für das Menschenrecht auf Wasser im ländlichen Raum

16.-17. April
FIAN-Mitgliederversammlung (virtuell)

21. April:
Online-Seminar: Ökonomische Perspektiven auf das Lieferkettengesetz


FIAN
(FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) ist die Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung mit Mitgliedern in 60 Ländern.
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